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Urban Priol in C-R
Lieber Gott...

Urban Priol in der Europahalle Castrop-Rauxel am 24. September 2009

 

Gepfefferter Anti-Wahlkampf

Kurz bevor Deutschland zu Kreuzchen zieht, holte der fränkische Kabarettist Urban Priol zum Rundumschlag aus

Die Wirtschaftskrise, sie schlafe. Bis zum 27. September 2009 um 18,01 Uhr. "Und am Montag wachen wir alle auf und sie ist wieder da", so Urban Priol. Er, der sich selbst als Randbayer mit fränkischem Migrationshintergrund bezeichnet, betrieb am Donnerstagabend - also kurz vor dem "zu Kreuzchen kriechen" - einen gepfefferten Anti-Wahlkampf.

Der Kabarettist mit dem statisch aufgeladenen Haar lud ein in den unterhaltsamen Polit-Zirkus und präsentierte dort Wirtschaftjongleure, fleischgewordene Wortgirlanden, Plattitüdenakrobaten, Skandalnudeln und Pferdebändiger ohne Pferd. Priol holte kurz vor der Bundestagswahl aus zu einem meisterlichen Rundumschlag, bei dem jede Pointe die Parteien im Zentrum der eigenen Unfähigkeit traf. Wortgewandt, schonungslos, brilliant und scharfsinnig deckte der Lästerfranke vor über 700 Zuschauern in der Europahalle in Castrop-Rauxel die Unzulänglichkeiten der Merkels, Steinmeiers, zu Guttenbergs und Münteferings auf.

"Bei unserem Bundeswirtschaftsminister habe ich mich zu Anfang gefragt: Seit wann trägt Lothar Matthäus ein Brille?" Der Fußballer und der "Plattitüdenbaron" seien schon leicht zu verwechseln. Denn: Wenn die "fränkische Wortgirlande" den Mund aufmache, kommt nicht mehr heraus als bei Matthäus.

In Krisenzeiten nicht sehr förderlich. "Und unser Bundespräsident, wo ist der eigentlich in der Krise?", fragte Pirol. Seit seiner Wiederwahl im Mai scheine der so abgespannt zu sein, dass er sich wohl erst mal in der Mini-Bar auf Schloss Bellevue verrammelt hat! Oder aber er sei entführt worden, spekulierte Priol. "Aber wozu!?"

Nach dem Bundes-Horst war dann Franz Müntefering an der Reihe, der "Rhetoriktaifun aus dem Sauerland, der sich vor der Wahl noch mal ordentlich ins Zeug gelegt hat - mit der Notlandung in Stuttgart". Ebenfalls auf Priols Abschussliste: Westerwelle - der "König ohne Land", Jürgen Rüttgers - der "Hobby-Ethnologe". Der filme jetzt sogar andere Parteien, in der Hoffnung, dass eine Hannelore Kraft vielleicht auch mal solch schlimme Dinge sagt wie er.

Und natürlich ließ Priol auch den Straßenfeger nicht aus: das Duell zwischen Steinmeier und Merkel. "Watteballschmeißen war dagegen ein Massaker!" Bei dem SPD-Kandidaten warte der Kabarettist allerdings immer noch darauf, dass er wie Fantomas seine Gummimaske vom Gesicht ziehe - und Gerhard Schröder zum Vorschein komme.

Das Publikum lachte laut auf - wie so oft an diesem Abend. Urban Priol babbelte rastlos und ging erst nach 90 Minuten in die Pause. Auf die ersten 90 Minute folgen weitere 75. Ein Marathon - aber zu keiner Zeit inhaltsleer.

Urban Priol fesselt und begeistert seine Zuhörer mit seinem Monolog. Eine Gabe, die man bei Politikern leider schmerzlich vermisst.

Lieber Urban, bitte komme bald wieder und zeige uns auf, welche Deppen wir doch immer wieder wählen...

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